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Lhamo und Skalbe wollen heiraten, doch Skalbe ist auf dem Papier noch mit einer anderen Frau verheiratet. Skalbe macht sich auf die Suche nach ihr und muss feststellen, dass sie bereits seit der Trennung vor vier Jahren ihr weltliches Leben hinter sich gelassen hat um Nonnen zu werden.
Währenddessen wird Lhamo bei den Proben für die tibetische Oper »Der Epos von König Gesar« mit Geheimnissen ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. In der Oper verkörpert sie die Heldin Atak Lhamo, eine Konkubine, die wegen ihrer Sünden in die Hölle kommt.
Besetzung Sonam Nyima, Dekyid, Sechok Gyal
Als ich vor einigen Jahren aus Peking nach Hause zurückkehrte, saß ich mit einigen Freunden im Teehaus und sah durch das Fenster ein außergewöhnlich hübsches Mädchen die Straße hinuntergehen. Mein Freund sah sie ebenfalls und es platzte aus ihm heraus: “Atak Lhamo!” Ich wunderte mich und fragte ihn nach dem Grund, denn Atak Lhamo ist der Name von König Gesars Frau in dem gleichnamigen tibetischen Epos.
Mein Freund erzählte uns als Erklärung eine absurde Geschichte: Ursprünglich spielte das schöne Mädchen die Rolle der Atak Lhamo in der Inszenierung einer lokalen Theatergruppe. In dem Epos kommt die schöne Atak Lhamo wegen ihrer Brutalität nach dem Tod in die Hölle. Als die Aufführung an der Stelle angekommen war, als der König die Seele von Atak Lhamos aus dem Fegefeuer befreien soll, begann es plötzlich zu hageln und die Aufführung musste abgebrochen werden. Die Dorfbewohner dachten deshalb, sie sei verflucht, weil Gott ihre Darstellung der Rettung aus der Hölle unterbrach. Seitdem wird das Mädchen von allen Atak Lhamos genannt.
Nachdem ich diese Geschichte gehört hatte, fühlte ich mich lange innerlich unruhig und dachte über die Grenzen zwischen Realität und Fiktion nach. Manchmal sind die Grenzen so verwaschen, dass es schwierig ist beides klar auseinanderzuhalten.
Aufgrund der einzigartigen religiösen Ansichten und Kultur meiner Heimat, muss dort jeder den Vorschriften der inneren Werte folgen. Es kann jedoch sehr absurd werden, wenn diese Werte auf die reale Gesellschaft treffen. Besonders in dieser sich schnell entwickelnden und materialistischen Welt ist es oft schwierig, die Balance zwischen eigenem Glauben und der Realität zu finden.
In meinem Film erörtere ich die Not und Hilflosigkeit des Individuums und das wärmende Licht der menschlichen Natur in einer dunklen Zeit, wenn die Werte von Liebe und Ehe auf soziale Realität treffen.
Geboren in der Region Amdo in Tibet, wuchs Sonthar Gyal umgeben von Schafhirten in der chinesischen Provinz Qinghai auf. Nach seinem Studium an der Pekinger Filmakademie wurde er ein bekanntes Mitglied der ersten Generation tibetischer Filmemacher. Zu seinen Filmen gehören »Sun Beaten Path« (2011, Locarno, Hong Kong - Special Mention), »River« (2015, Berlin) und »Ala Changso« (2018, Shanghai - Preis der Großen Jury and Bestes Drehbuch).
Freitag, 23.10.2020, 18 Uhr
Carl-Amery-Saal
OmeU